Kameras für Video-Aufnahmen im Gelände |
Die ideale Kamera für Video-Aufnahmen im Gelände gibt es nicht.
Genausowenig wie den idealen Geländewagen. Egal was man verwendet - es kann immer
nur ein Kompromiss sein. Wir haben etliche Camcoder ausprobiert, Vor- und Nachteile
gegeneinander abgewogen und sind zu dem Schluß gekommen, daß die gute alte Panasonic
NV-MS4E für unsere Zwecke am Besten geeignet ist:
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Vorteile |
- Panasonic NV-MS4 und NV-MS5 Camcorder sind mittlerweile schon einige Jahre auf dem Markt
und daher auch häufig als Gebrauchtgeräte preiswert erhältlich. Auf eBay werden mehr oder
weniger regelmäßig MS4 und MS5 für ca 500-600EUR versteigert. Bei den für einen
Camcorder dieser Güte verhältnismäßig niedrigen Kosten tut's nicht so weh, wenn die
Kamera im Gelände mal eine Schlammpackung abbekommt oder in den Bach fällt...
- Aufnahmen in S-VHS bieten ausreichend Qualitätsreserve für Analogschnitt und
Release-Kopien in Normal-VHS.
- Ein Schulter-Camcorder läßt sich leichter ruhig führen als eine
Handkamera.
- Trotz Vollformat-Laufwerk noch leicht und handlich. Die ca. 3kg kann man
problemlos auch stundenlang durch's Gelände tragen.
- Vollformat-Laufwerk ermöglicht bis 3 Stunden Aufnahmekapazität mit
entsprechend preiswerten Kassetten (OK, notfalls auch bis über 4 Stunden. Aber für Außenaufnahmen, bei hoher Luftfeuchtigkeit oder
Temperaturschwankungen sollte man besser nicht mehr als 180min Kassetten verwenden. In
die 240min Kassetten passt nur mehr Band hinein, weil das Trägermaterial dünner ist. Was
die Gefahr von Bandsalat vergrößert).
- Vollformat-Laufwerk mit relativ großer Kopftrommel ist weitgehend
unempfindlich gegen Erschütterungen.
- Originalaufnahmen auf Vollformat-Kassetten ersparen Umkopieren für den Analogschnitt.
- Die Gehäuseform der MS4/5 ermöglicht einfaches Abdichten des Laufwerks mit einem
Stülpdeckel. Notfalls mit Klebeband (Malerkrepp, weil's nicht so stark klebt wie Textilband
oder Packband und sich rückstandfrei wieder abziehen läßt).
- Sehr gefühlvoll mit variabler Geschwindigkeit steuerbarer Motorzoom.
Läßt sich so langsam fahren, daß z.B. in einem Schwenk garnicht mehr auffällt,
daß überhaupt gezoomt wird.
- Autofocus und Objektiv mit Filtergewinde erlaubt Verwendung eines
Weitwinkel-Konverters in Verbindung mit dem Zoom-Objektiv.
- Manuelle Fokussierung möglich (allerdings ohne Entfernungsskala und
ziemlich gefühllos).
- Für die wichtigsten Funktionen sind eigene Bedienelemente vorhanden. Kein umständliches
Gefummel mit Bildschirm-Menüs im Sucher erforderlich.
- Trotz nominell 12V-Versorgungsspannung funktioniert die MS4/MS5 auch noch
problemlos bei 9V und eignet sich daher bestens für den Betrieb an preisgünstigen Bleigel-Akkus.
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Panasonic NV-MS4E |
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Zugegeben, nicht gerade formschön, aber darauf kommt's auch
nicht an. Handlich und zuverlässig ist die MS4 jedenfalls. Diese hier ist bereits seit
über 8 Jahren in Gebrauch und funktioniert immer noch einwandfrei, wenn auch der Zahn
der Zeit (oder auch gelegentlicher Steinschlag oder mal ein Schlammspritzer) am Gehäuse
genagt hat. Aber auch das hält sich in Grenzen, weil alle betriebswichtigen Teile
normalerweise abgedeckt sind. Die Abdeckung des Bedienpanels fehlt allerdings auf dieser
Aufnahme. |
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Die komplette rechte Seite wird von einem Stülpdeckel Marke
Eigenbau abgedeckt. Der ist auf der Innenseite mit Schaumstoff-Streifen (Tesa-Moll)
beklebt und hat bisher auch in extrem staubiger oder nasser Umgebung das Laufwerk
zuverlässig gegen Umwelteinflüsse geschützt. |
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Die Abdeckung besteht aus einem festen Teil, der von den
Schrauben der Schulterstütze gehalten wird und dem losen Stülpdeckel, der von oben
unter diesen feststehenden Klemmstreifen geschoben wird (hier nicht ganz eingeschoben
dargestellt) und zum Kassettenwechsel einfach abgezogen werden kann. Beide Teile wurden
aus 2mm dickem PVC-Plattenmaterial ausgeschnitten, mit dem Heißluftfön direkt an der
Kamera geformt (die MS4 hat's überlebt) und an den Ecken verschweißt. |
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Oben deckt der Stülpdeckel auch den Schiebeschalter über
den Rekorder-Bedienelementen und den Akkuschacht ab und sorgt damit gleichzeitig für
die seitliche Befestigung. Zwar gibt es keine Konstruktionszeichnung oder sonstwie
Vorbereitung für "Serienfertigung", aber sollte jemand Interesse an einem
Nachbau für seine eigene MS4/MS5 haben, sind wir natürlich gerne behilflich.
Kunststoff-Schweißgerät und Plattenmaterial ist vorhanden. |
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Die komplette MS4-Ausrüstung incl. Akku-Gurt,
Lampen-Akku, Bandkassetten, Stativkrücke und
Kleinkram paßt bequem und sicher in ein Peli Protector Case Größe 1600. Der
Schaumstoff-Einsatz ist hoch genug, daß unter der Kamera noch Platz bleibt für flache
Teile wie Filter und Vorsatzlinsen, Kabel, Pinsel, Bürsten und Tücher. |
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Nachteile |
Alles hat zwei Seiten und so sollen auch die Nachteile der MS4 nicht verschwiegen werden. Die
halten sich aber auch in akzeptablen Grenzen und lassen sich fast alle mit wenig Aufwand
beseitigen oder zumindest verringern:
- Ein Schulter-Camcorder mit Vollformat-Laufwerk, läßt sich nicht mal eben in die Jackentasche stecken.
Abhilfe: Kameragurt dranlassen und über die Schulter hängen.
- Der Rekorder braucht relativ viel Zeit vom Einschalten der Kamera bis zum
Aufnahmestart (ca. 6sec zum Einfädeln des Bandes). Akute Schnellschüsse sind damit kaum
möglich.
Abhilfe: 180er Kassetten und Bleigel-Akkus verwenden und Kamera statt kurzem
Ausschalten beim Stellungswechsel einfach weiterlaufen lassen. Das Laufwerk verträgt die
Erschütterungen beim Laufen im Gelände anstandslos und alle Zappelbilder schneidet man
hinterher sowieso raus..
- Der einfache IT-Chip zeigt starke vertikale Streifen
(smear) bei hellen
Lichtquellen in dunkler Umgebung wie z.B. Scheinwerfer in der Nacht. Aber das ist dann auch
schon der wesentlichste Nachteil gegenüber moderneren Digital-Kameras.
Abhilfe: Kaum möglich, außer helle Lichtquellen vermeiden. Möglichst lange
Verschlußzeit mildert den Effekt etwas.
- Der Autofokus reagiert allergisch auf rotes Licht und pumpt manchmal wie
wild, wenn z.B. Bremslichter aufleuchten.
Abhilfe: Manuelle Fokussierung, besonders im Dämmerlicht.
- Der Objektivring für die manuelle Fokussierung betätigt nur eine Art
Impulsgeber für die motorische Fokussierung, hat keine Entfernungsskala und keine bestimmte
Position für eine bestimmte Entfernung. Manuelle Fokussierung ist also ziemlich gefühllos
und nur per Sucherbeobachtung einstellbar.
Abhilfe: Fokussierung üben, es ist nunmal gewöhnungsbedürftig.
- Maximale Zoomgeschwindigkeit für schnellen Szenenwechsel zu langsam.
Kurzes Heranzoomen zum Scharfstellen und wieder zurückzoomen auf den gewünschten
Bildausschnitt dauert einfach zu lange.
Abhilfe: Bei der MS5 gibt's einen manuell zu
betätigenden Zoomhebel, der dieses Problem löst.
- Die Tasten des Bedien-Panel ragen über die umgebende Fläche hinaus und können daher
leicht versehentlich betätigt werden.
Abhilfe: Plastik-Abdeckung Marke Eigenbau.
- Nur mit zusätzlichem Aufwand (2-Punkt Befestigung) stabil auf ein Stativ
zu montieren. Der Plastikboden mit eingesetzter einsamer 1/4" Gewindebuchse ist nicht
stabil genug für wackelfreie Befestigung.
Abhilfe: Stativplatte mit Zweipunkt-Befestigung Marke Eigenbau.
- Der "Windschutz" des nicht abnehmbaren Mikrofons besteht aus ziemlich hartem
Schaumstoff, der bei Wind heftiges Rauschen erzeugt.
Abhilfe: Windjammer verwenden.
- Keine manuelle Ton-Austeuerung vorhanden.
Abhilfe: Fa. Video Attraktiv
Strobl bietet einen Einbausatz für manuelle Tonaussteuerung an.
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JVC GY-X1TC |
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Ikegami HC230 / BR-S420E |
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Gelegentlich kommt auch nochmal dieses Trumm zum Einsatz. Ein
Ikegami HC230 Kamerakopf mit Canon PH12x7.5KRS-Optik und S-VHS-C Docking
Rekorder BR-S420E. Schwer, klobig, unhandlich - aber zuverlässig und unkaputtbar.
Allerdings kann sich niemand so recht dafür begeistern, die fast 9kg stundenlang
durch's Gelände zu wuchten. Deswegen wird sie üblicherweise nur noch eingesetzt, wenn
sie auf ein Stativ gestellt werden kann. Aber dafür fehlt wiederum die Hinterkamerabedienung,
was die Verwendung etwas umständlich macht. |
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Selbstverständlich ist auch diese Seite eine unfertige Baustelle,
die zu unvorhersehbaren Zeitpunkten geändert und erweitert wird. Ideen und
Materialien für weitere Themen sind noch reichlich vorhanden, aber die
Aufbereitung braucht halt Zeit. Es lohnt sich auf jeden Fall, gelegentlich nochmal
hier hereinzuschauen.
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