Stromversorgung für Kameras im Gelände
Akku-Kapazität hat man nie genug. Schon garnicht, wenn man tagelang fernab jeder Netz-Steckdose für Ladegeräte im Gelände unterwegs ist und die einzige Möglichkeit zum Nachladen die Zigarettenanzünder-Steckdose im Auto ist. Reserve-Akkus in ausreichender Menge kosten und wiegen reichlich. Also haben wir uns Gedanken gemacht, wie man die Stromversorgung kosten- und gewichtsmäßig sparsam und im Auto nachladbar gestalten könnte.
Der gute, alte Panasonic NV-MS4 Camcorder hat den Vorteil, trotz nominell 12V Stromversorgung auch problemlos bei nur 9V Spannung zu funktionieren. Ideale Voraussetzung für die Verwendung von Bleigel-Akkus, deren Spannung bei Belastung bekanntlich schneller sinkt als bei NC-Akkus. Dafür haben sie den Vorteil, für ca. 1/4 des Preises der originalen Panasonic VW-VB2FE NC-Akkus verfügbar zu sein und sich problemlos im Auto mit den ca. 13.8V der Lichtmachine an der Zigarettenanzünder-Steckdose aufladen zu lassen.
Im Fahrradladen finden sich Fahrrad-Werkzeugtaschen, in die 12V 2.2Ah Bleigel-Akkus hineinpassen wie auf Maß gebaut. Mit einem simplen Koffergurt wird daraus ein preiswerter Akkugurt. Die hier gezeigten Taschen sehen schon etwas ramponiert aus, haben aber auch schon einige Schlammschlachten hinter sich. Anschluß der Akkus erfolgt der Einfachheit halber mit normalen 6.3mm Flachsteckern direkt am Stromversorgungskabel der Kamera. Die sind allerdings als Einzelanschlüsse nicht verpolungssicher, also heißt es Aufpassen beim Akkuwechsel.
 
Bei der Stromversorgung von Lampen kommt man mit schlappen 2,2Ah aber nicht lange aus. In Autozubehörläden werden sog. Powerpacks oder Powerbooster angeboten, meist irgenwelche Plastikkästen mit 7Ah Bleigelakku und Steckdosen und/oder Batteriekabeln. Das geht aber auch preiswerter und leistungsfähiger. Aus der Massenproduktion von USV-Geräten sind 12V 17Ah Bleigel-Akkus billig erhältlich. Zwei davon passen in einen handelsüblichen Blechkoffer für Elektrowerkzeuge aus dem Baumarkt.
Mit einem Kfz-Sicherungskasten, den nötigen Anschlußbuchsen, einem LCD-Voltmeter und ein paar Kabeln wurde daraus eine mobile Stromversorungung mit 12V 34Ah. Alle Kleinteile sind z.B. bei Conrad Elektronik auch im Versand erhältlich. Diese Version hat zwei 4-polige XLR-Buchsen für Kamera und Leuchten, zwei Kfz-Steckdosen, zwei Zigarettenanzünder-Steckdosen und zusätzliche Anschlußklemmen für lose Drähte. Damit der Koffer nicht brandgefährlich wird, sind sämtliche Kontakte mit Schrumpfschlauch isoliert und alle Anschlußbuchsen einzeln abgesichert.
 
Der JVC GY-X1 Camcorder braucht 12-15V und kann nicht mit Bleigel-Akkus versorgt werden, weil die Kamera bei weniger als 11V schlicht abschaltet und selbst ein bereits ziemlich unhandlicher 7Ah Bleigel-Akku bei Belastung mit ca. 4A sehr schnell auf unter 10V absinkt. Um den Spannungsabfall in Grenzen zu halten, müsste man schon erhebliche Überkapazität an Bleigel-Akkus mit sich herumschleppen. Bleibt also nur übrig, NC- oder NiMH-Akkus zu verwenden. Ein originaler NP1-Akku mit 2,2Ah Kapazität kostet ab ca. 80€ aufwärts, ein NB-G1U-Akku ab 120€.
Professionelle Akku-Gurte mit meist 7Ah Kapazität und eingebautem Ladegerät liegen preislich bereits jenseits des Hobby-Etas. Aber für den Preis von 2 originalen Akkus kann man bereits einen 10Ah Akkugurt selber stricken. Auf einen normalen Ledergürtel wurden handelsübliche Batteriehalter für 2x 1,5V Monozellen aufgenietet. Mit Hohlnieten, die lassen sich schlicht per Hammer verarbeiten. Bestückt wurden die Halter mit hochstromfähigen 1,2V 5Ah NC-Sinterakkus mit Lötfahnen.Die Akkus wurden mit 2,5mm² Autokabeln direkt miteinander verlötet, denn die dünnen Drahtspiralen und Blechkontakte der Batteriehalter vertragen keine höheren Ströme als ein paar hundert Milliampere.
Die Verkabelung wurde zusammengefaßt in einem weiteren Batteriehalter, der mit den entsprechenden 4-poligen XLR-Buchsen und Sicherungshalter bestückt wurde. Dieser Anschlußkasten erhielt eine Abdeckung aus einem per Heißluftfön gebogenen Plastikstreifen, über den Gurt wurde ein Schrumpfschlauch gezogen und fertig war der Akkugurt. Nicht schön, aber preiswert und erfüllt seinen Zweck. Eine neue Version mit handgenähter Lederhülle ist aber bereits in Arbeit und wird hier beizeiten vorgestellt.
Wie lädt man aber 14,4V NC-Akkus im Auto auf? Einfach wie Bleigel-Akkus an die Steckdose hängen kann nicht funktionieren. Statt aufwendiger DC/DC-Wandler verwenden wir einfach einen 7,2V Akkulader mit 12V Eingang aus dem RC-Modellbau. Der Trick besteht darin, daß der Gurt in zwei Akku-Gruppen geschaltet ist, die parallel geschaltet mit 7,2V geladen werden und in Serie geschaltet 14,4V liefern. Möglich wird dies, weil von den 4-poligen XLR-Steckern normalerweise nur die beiden äußeren Pole verwendet werden.
Die Umschaltung zwischen parallel und seriell wird einfach durch die Beschaltung der Stecker von Ladegerät und Kamerakabel vorgenommen. Hier die Prinzipschaltung des Akkugurts. Zwei Akku-Gruppen mit je 6x1,2V 5Ah Monozellen liefern jeweils 7,2V. Eine Akkugruppe wird zwischen Pin 1 (0V) und Pin 3 (+7,2V) der XLR-Ausgangsbuchse angeschlossen, die andere zwischen Pin 2 (0V) und Pin 4 (+7.2V)
Im Stecker des Ladegeräts sind Pin 1 und 2 mit 0V verbunden, Pin 3 und 4 mit +7,2V. Beim Einstöpseln des Ladegerät-Steckers werden also beide Akku-Gruppen automatisch parallelgeschaltet.
Im Stecker des Kamera-Kabels sind Pin 2 und 3 gebrückt, sodaß beim Einstecken dieses Steckers die beiden Akku-Gruppen automatisch in Serie geschaltet werden und 14,4V abgeben.Es versteht sich, daß an den beiden parallelgeschalteten XLR-Buchsen des Akku-Gurts nicht Ladegerät- und Kamera-Kabel gleichzeitig angeschlossen sein dürfen, weil dann sowohl die Akkus, wie auch das Ladegerät kurzgeschlossen wären. Vorsichtshalber sollte man also die betreffenden Ersatzsicherungen in greifbarer Reichweite haben. Diese Technik ist vielleicht nicht ganz VDE-konform, aber funktioniert und hat sich bestens bewährt.
 

Selbstverständlich ist auch diese Seite eine unfertige Baustelle, die zu unvorhersehbaren Zeitpunkten geändert und erweitert wird. Ideen und Materialien für weitere Themen sind noch reichlich vorhanden, aber die Aufbereitung braucht halt Zeit. Es lohnt sich auf jeden Fall, gelegentlich nochmal hier hereinzuschauen.